Mittwoch, 12. Mai 2004
Muss ja auch mal gesagt werden...

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 Von psycko um 17:37h |  1 Kommentar comment
 Gute Seiten schlechte Seiten

 

Suchmaschinen in Deutschland bald nicht mehr jugendfrei?

Wolfgang Schulz, Geschäftsführer des Hamburger Hans-Bredow-Instituts, warf am gestrigen Montag auf einer Tagung der Bertelsmann-Stiftung zum Thema "Suchmaschinen als Herausforderung für die Medienpolitik" viele Fragen zur Regulierung von Suchmaschinen auf. Dabei bestätigte er indirekt den Kurs der Düsseldorfer Bezirksregierung, die künftig mit Sperrungsverfügungen auch die Betreiber von Suchmaschinen maßregeln will. "Ich sehe durchaus Möglichkeiten, hier vorzugehen", sagte er auf der Veranstaltung in Berlin. Die entsprechende und heftig umstrittene deutsche Regelung im Mediendienste-Staatsvertrag sei "gar nicht so absurd", erklärte er unter Hinweis auf die "fast wortwörtlich" gleiche Gesetzgebung im US-Bundesstaat Pennsylvania.

>> Bericht bei heise.de

Und wieder ein weiterer Schritt gegen die Meinungsfreiheit und Informationsbeschaffung unter dem Deckmäntelchen des Jugendschutzes und der Bekämpfung von pädophilen Raubkopierer-Terroristen. Ich spare mir mal den Kommentar dazu und verweise auf diese Satire (klingt wie 1984 ist aber wahrscheinlich gar nicht so weit hergeholt...) eines Heise-Users:

Ich hätte da eine Frage... (Protokoll einer Suchanfrage)

"Suchmaschinen für alle, Lauren Hansen?"
"Guten Tag, Frau Hansen. Ich würde gerne eine Suchanfrage stellen."
"Im Netz nehme ich an."
(Räuspern) "Äh, ja... im Netz."
"Angemeldet sind Sie?"
"Oh ja, Moment..." (Papierrascheln). "Also, meine Nummer ist die Search20051013#1573627."
"Ah, wunderbar... Frank Förster in Hannover. Herr Förster, den
Ausweis haben Sie bereits bereit?"
"Ja."
"Gut, würden Sie jetzt bitte Ihren Ausweis in den Schlitz der TSM
(Trusted Search Machine) stecken und in den Irisscanner schauen?"
... (Warten)
"Wunderbar. Herr Förster, die TSM hat Sie identifiziert. Noch ein
paar Fragen zu Ihrem Aufenthaltsort: Sie sind allein im Zimmer?"
"Aeh... ja, bin ich, bin ich."
"Ihnen ist klar, dass es, sollte es dazu kommen, dass die Trusted Search Camera herausfindet, dass Sie nicht alleine im Zimmer sind, zu einem Gerichtsverfahren wegen Täuschung kommen kann und dass, sollte sich ein Minderjähriger im Raum aufhalten, der auf diese Weise jugendgefährdendes Material sieht, dies außerdem mit Geldstrafe und gegebenenfalls Haftstrafen geahndet wird?"
"Ja. Ich bin alleine hier, ich habe verordnungsgemäß die Rolladen herunter, die Tür ist abgeschlossen."
"Fa-bel-haft. Dann sind es ja nur noch ein paar Kleinigkeiten, die zu klären sind. Sie sind laut Eigenauskunft und laut Auskunft bei Ihrem Arbeitgeber Journalist."
"Das ist richtig. Freiberuflich."
"Freiberuflich, ja. In diesem Zusammenhang muss ich Sie leider noch auf ein paar Änderungen hinsichtlich der Bestimmungen aufmerksam machen. Sie haben bereits zweimal nach Begriffen wie "Gaskammer" und "Nazis" gesucht, das Suchmaschinenkonsortium hat nunmehr entschieden, dass über diese Dinge genug geschrieben wurde und diese Suchanfragen
nunmehr nicht mehr genehmigt werden. Gleiches gilt für Themen wie Folter, Suizid oder andere Dinge, die die Jugend beeinträchtigen bzw. auf verfälschende Weise dargestellt werden könnten."
(Schweigen)
"Herr Förster?"
"Äh... ja, also, ich wollte nach etwas anderem suchen."
"Würden Sie mir bitte laut und deutlich den oder die Suchbegriffe mitteilen, damit ich diese freischalten kann?"
"Zensur, Rezipientenfreiheit, Meinungsfreiheit,
Informationsfreiheit."
"Hm... Informationsfreiheit wurde freigegeben für Sie, Meinungs- und Rezipientenfreiheit gleichfalls. Zensur wurde als Suchanfrage zur Zeit gesperrt, tut mir leid."
"Oh... noch eine Frage: Ich bekomme doch auch die nicht-jugendfrei klassifizierten Seiten zu sehen, oder?"
"Herr Förster..." (kleines Lachen) "Sie wissen sicherlich selbst wie
oft Menschen versuchen, die TS-Camera auszutricksen, da müssen wir uns noch ein paar Gegenmaßnahmen überlegen. Bis dahin bleiben die jugendgefährdenden Inhalte für alle Suchanfragen gesperrt. Wir hoffen hierbei auf Ihr Verständnis. Würden Sie jetzt bitte Ihre Suchanfragen starten."
"Ja... also, eine Frage noch: Wenn Sie sowieso bestimmen, was ich sehen darf und was nicht - warum muss ich dann die Suchanfrage noch eintippen? Ich meine, Sie könnten mir auch gleich die Links per Mail schicken."
"Herr Förster, wir hier bei Suchmaschinen für alle setzen auf
Medienkompetenz und auf Eigenverantwortung bei jedem unserer Kunden..."
"Ah ja, danke..." (Tippeln) "Bei Informations-, Rezipientenfreiheit und Meinungsfreiheit finde ich als allerersten Suchbegriff die Bezirksregierung Düsseldorf und deren jugendschützende Maßnahmen."
"Sehen Sie, klappt doch wunderbar. Herr Förster, danke für Ihren Anruf... bitte kontaktieren Sie uns wieder. Die Gebühr für Ihre Anfrage werden wir Ihnen automatisch von Ihrem Kundenkonto abziehen. Guten Tag."

 Von psycko um 11:54h |  0 Kommentare |  comment
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